Wenn emotionales Geben leer macht – Warum du nicht den Kürzeren ziehen musst
- Alexandra Gerl
- 16. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Kennst du das?
Du gibst Impulse, teilst Ideen, ermutigst andere – und am Ende hast du das Gefühl, leer auszugehen?Als hättest du etwas in Bewegung gebracht, aber dich selbst dabei aus dem Spiel genommen?
Dieses leise, schwer greifbare Phänomen begegnet mir häufig – sowohl in der Begleitung von Klient:innen als auch in mir selbst.Es geht um das unausgesprochene Geben, das irgendwann kippt. In Frust, Rückzug oder stille Enttäuschung.
Was hinter dem Muster steckt
Wir geben, weil wir Verbindung wollen. Weil wir gesehen werden, etwas beitragen, etwas Gutes tun möchten. Doch wenn das Geben nicht verbunden ist mit Klarheit, Grenzen und Selbstkontakt, entsteht ein inneres Ungleichgewicht. Es ist dann emotionales Geben.
Psychologisch betrachtet entsteht dieses Gefühl, „den Kürzeren zu ziehen“, oft aus diesen Dynamiken:
🤝 Selbstwert über Beitrag: „Ich bin wertvoll, wenn ich nützlich bin.“
🫥 Unausgesprochene Erwartungen: „Vielleicht merken sie ja, was ich brauche.“
🧍♀️ Fehlende Abgrenzung: „Ich teile, aber ohne mich wirklich einzubringen.“
🧘♀️ Verlust des Selbstkontakts: „Ich war mehr bei den anderen als bei mir.“
Es geht nicht darum, weniger zu geben.Sondern darum, nicht dich selbst mitzugeben, wenn du etwas teilst.
🔎 Reflexionsübung: Gibst du – oder verlierst du dich?
1. Rückblick: Drei konkrete Situationen
Nimm dir 15–30 Minuten. Denk an drei Momente, in denen du gegeben hast (Ideen, Hilfe, Impulse) – und danach ein ungutes Gefühl hattest.
Beantworte für jede Situation:
Was habe ich gegeben?
Was habe ich mir (unausgesprochen) erhofft?
Was wurde daraus?
Was habe ich nicht gesagt?
Wie ging es mir danach?
2. Erkenne Deine Muster beim emotionalen Geben
Wo gibst du mehr, als dir gut tut?
Wo fehlen Klarheit oder Mitgestaltungswunsch?
Welche Gefühle kommen auf, wenn du leer ausgehst?
3. Dein neuer Satz
Wie du emotionales Geben durch Klarheit ersetzt
Formuliere eine klare Haltung:
🖊️ „Ich teile meine Ideen mit Klarheit und bleibe beteiligt. Mein Beitrag ist wertvoll – und ich darf auch empfangen.“
Wiederhole diesen Satz innerlich – vor Gesprächen, in Entscheidungssituationen oder wenn du merkst, dass du wieder in alte Muster fällst.
4. Integration im Körper
Stell dich aufrecht hin.Leg die Hände auf dein Brustbein oder deinen Bauch.Sprich deinen Satz leise. Atme bewusst.Lass ihn nicht nur mental, sondern körperlich ankommen.

💬 Fazit: Verbindung ohne Selbstverlust
Die Welt braucht Menschen, die geben – aber nicht sich selbst dabei verlieren. Es ist keine Schwäche, Grenzen zu setzen. Es ist Reife. Es ist kein Egoismus, den eigenen Anteil zu benennen. Es ist Würde.
Vielleicht ist genau das der Wendepunkt: Wenn wir aufhören, leise zu hoffen, dass andere schon merken, wie viel wir geben – und stattdessen klar, präsent und zugewandt bleiben.
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